Sudargas

"Hilfe für Sudargas"

Aus der Schenkung unserer alten Bartningschen Notkirche aus Visbek und deren Wiederaufbau in der litauischen Gemeinde Sudargas ist zwischen der Ev.-luth. Kirchengemeinde Visbek-Langförden und der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sudargas (Litauen) eine Partnerschaft entstanden.

Aus christlicher Verantwortung für den Nächsten haben es sich Mitglieder unserer Kirchengemeinde zur Aufgabe gemacht, Hilfsprojekte zum Aufbau und Erhalt der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sudargas durchzuführen.

Daraus ist 2002 der Verein "Hilfe für Sudargas e.V.", Visbek-Langförden mit zur Zeit 30 Mitgliedern entstanden.

Ziel ist es, den regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienst, die seelsorgerliche Betreuung und das "allgemeine kirchliche Leben" in Sudargas durch finanzielle und moralische Unterstützung zu ermöglichen.

Dies geschieht u. a. durch:

  • Förderung der Jugendarbeit und des Jugendaustausches,
  • Unterstützung bedürftiger Gemeindeglieder,
  • Instandhaltung des wieder aufgebauten Kirchengebäudes
  • Bezuschussung der hohen Fahrtkosten des Pastors usw.

Durch gemeinsame Veranstaltungen bei Besuchen von Gruppen -  hier wie dort -  tragen wir auch zur Völkerverständigung bei.

Im Mai 1996 ging unsere hölzerne, unter Denkmalschutz stehende Diaspora-Kapelle auf Reisen. Zielort ist das litauische Sudargas, 1700 Kilometer von Visbek enternt. Sudargas ist ein kleines Dorf im Süden Litauens, nahe der russischen Grenze nach Kaliningrad.

Dort wurde das hölzerne Gotteshaus gegenüber dem alten ehemaligen Kirchplatz wieder aufgebaut. Für Pfarrer Kelertas ist der ehemalige Kichplatz ein heiliger Ort. Bis weit ins Land war damals der Turm der ziegelroten Kirche zu sehen. Als 1945 durch Sudargas die Front verlief, wurde die Kirche völlig zerstört. Heute erinnern nur noch einzelne Ziegelbröckchen auf dem lehmigen Hinterhof daran. Heute steht die Bartningsche Notkriche gegenüber dem alten Kirchplatz.

Der Aufbau der Diasporakapelle ging in Litauen nur schrittweise voran. Bei den Bauarbeiten für Fundamente und Wände war die Gemeinde auf ehrenamtliche Helfer und Spenden angewiesen. "Unsere Leute können kein Geld spenden, weil sie kein Geld verdienen", erklärte Pfarrer Kelertas die Situation. "Aber sie helfen mit Traktoren und mit ihrer ganzen Kraft", meint er.

Auf der Suche nach Spenden für den Aufbau der Kirche erlebte Pfarrer Kelertas seine größte Überraschung beim Besuch einer alten Dame: Die damals 82 jährige Luisa Albuskite gehörte, wie ihre Vorfahren, seit ihrer Geburt zur evangelischen Gemeinde von Sudargas. Luisa Albuskite wurde in der ehemaligen Kirche getauft und konfirmiert und war Mitglied im Kirchenchor. All die Jahre hatte sie sich eine neue Kirche gewünscht. Plötzlich wurde die alte Dame reich: Von ihrer Schwester aus Deutschland erhielt sie 4.000,00 DM als Geschenk. Statt sich selbst mal etwas zu gönnen oder ihr verwohntes Haus zu renovieren, spendete sie das Geld sofort für das neue Gotteshaus.

Am 17. August 1997 wurde die "alte Visbeker Diasporakapelle" - jetzt auch in Sudargas die "Emmauskirche" feierlich eingeweiht. Eine Partnerschaft verbindet beide Kirchengemeinden über die Landesgrenzen hinweg.

Als im Frühjahr 1996 die alte Emmaus-Kirche in Visbek ab- und im 1500 Kilometer entfernten Sudargas in Litauen wieder aufgebaut wurde, glich dies einer Sensation. Nicht nur die lokalen Medien begleiteten das Vorhaben, sondern auch überregionale Fernsehteams griffen das Thema auf. Das berichtet Pfarrer em. Wilfried Scheuer, der damals Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Visbek war. Etwas mehr als ein Jahr danach, am 17. August 1997, fand die Kirchweihe in Sudargas statt. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums reiste nun eine elfköpfige Delegation vom 17. bis zum 21. August 2022 nach Sudargas.

Neben Scheuer waren unter anderem Hartmut Ramke, Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Sudargas“, Visbeks stellvertretender Bürgermeister Antonius Mönnig sowie Heimatvereinsvorsitzender Manfred Gelhaus mit dabei.

Scheuer, Ramke und Mönnig zeigten sich im Gespräch zwei Tage nach der Rückkehr noch immer sehr beeindruckt und bewegt von den Erlebnissen der Fahrt. „Wir wurden sehr, sehr gastfreundlich begleitet“, sagte Scheuer. Als „sehr herzlich“ beschrieb Mönnig die Mentalität der Menschen und Ramke fasste zusammen: „Mich hat besonders gefreut, dass wir als Gruppe vom Frühstück bis nach dem Abendessen zusammen waren.“

Im Zentrum der fünftägigen Fahrt stand ein Festgottesdienst in der Emmaus-Kirche mit anschließendem Empfang. Pfarrer Scheuer hielt die Predigt, in deren Zentrum die Emmaus-Geschichte stand. Sein litauischer Amtskollege Virginius Kelertas übersetzte die Predigt ins Litauische. Der fast zweistündige Gottesdienst sei nicht nur abwechslungsreich, sondern auch anrührend gewesen, so Pfarrer Scheuer.

Am Ende des Gottesdienstes hielt Bürgermeister-Stellvertreter Mönnig ein Grußwort, in dem er unter anderem auf die Entstehung der Partnerschaft zwischen den evangelischen Kirchengemeinden in Visbek und Sudargas einging. Zudem überreichte er eine Spende im Namen der Gemeinde.

Als Geschenk überreichte die Visbeker Delegation der Bürgermeisterin von Sudargas, die ebenfalls eine kurze Rede hielt, ein kleines Kreuz, das dem Kreuz in der Visbeker Emmaus-Kirche nachempfunden ist. Es soll einschließlich einer Beschreibung auf Litauisch in der Kirche in Sudargas aufgehangen werden.

Der Heimatverein Visbek hat zudem zwei Tafeln – eine auf Deutsch, eine auf Litauisch – anfertigen lassen, auf denen die Geschichte und die Bedeutung der Kirche nachzulesen ist. Vorsitzender Manfred Gelhaus und Mönnig enthüllten die Tafeln nach dem Gottesdienst.

Auch die litauischen Gastgeber ließen es sich nicht nehmen, den Visbeker Teilnehmern ein Geschenk zu überreichen. Sie erhielten eine Tasche mit dem Abbild der Emmaus-Kirche. Nach dem Gottesdienst wurde das Jubiläum bei einem Empfang gefeiert, bei dem es „alle möglichen Köstlichkeiten“ (Scheuer) gab. Zudem bot die Diakonie ein Essen an, dessen Erlös der Ukraine-Hilfe zu Gute kommt.

Abseits des Festtages wurde den Gästen aus Visbek einiges geboten. Auf dem Programm stand unter anderen eine Memel-Schifffahrt, an deren Ende auf einem Hof gemeinsam gegrillt wurde. Außerdem besuchte die Gruppe die Kulturhauptstadt Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens. Besonders beeindruckte die Visbeker die Kirche „Christi Auferstehung“, die während der Sowjet-Zeit als Fabrikhalle diente. Mit einem Fahrstuhl kann man bis auf das Dach fahren und von dort die Stadt überblicken. Am letzten Tag stand ein Besuch in Vilnius auf dem Programm, wo die evangelisch-lutherische Kirche besichtigt wurde.

 

Zum Hintergrund: Die „alte“ Emmaus-Kirche ist eine sog. Bartning’sche Diaspora-Kapelle, die 1953 in Visbek geweiht wurde. Durch die Schenkung nach Sudargas entstand neben der Partnerschaft der beiden Kirchengemeinden auch eine Hilfsinitiative, aus der 2002 der Verein „Hilfe für Sudargas“ gegründet wurde. Der Verein hat es sich beispielsweise zum Ziel gemacht, das kirchliche Leben in Sudargas finanziell zu unterstützen. Ein Schwerpunkt ist zudem die Jugendarbeit. Zwischen 1996 und 2009 gingen fünf Hilfstransporte nach Sudargas. Die Partnerschaft ist außerdem durch regelmäßige gegenseitige Besuche geprägt. Zuletzt war eine litauische Gruppe im Juli in Visbek, als die hiesige Emmaus-Kirche ihr 25-jähriges Jubiläum hatte.

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